Hündin
*3. Juli 2020
Arelys Besitzerin berichtet
Ostern 2015 war es endlich so weit: Unser erstes Setter-Mädchen zog in meinem Elternhaus ein. Annie — aus der liebevollen Hand von Franziska Buschmann, mit vollem Namen Amazing Grace Sunrise of the Ahse Meadows — war von Anfang an eine Frohnatur, eine treue Begleiterin und für meine Mutter ihr "Seelenhund". Bei meinen Paten Katharina und Rüdiger Aulmann wuchs etwa zur selben Zeit das Rudel um Settermädchen Naya of the Red Dancing Sky. Annie und Naya wuchsen fast zusammen auf, wir waren oft und immer gern bei Aulmanns. Und dann stand auch noch Nachwuchs bei Naya an. Am 3. Juli 2020 kamen ihre Welpen zur Welt, doch es brauchte Unterstützung in der Wurfkiste. Verständnisvolle Kollegen ermöglichten mir, unter der Woche alles stehen und liegen zu lassen, um beim Zufüttern und Anlegen zu helfen. Die Kleinen Würmchen hatten mich sofort in ihren Bann gezogen. Und so kam ich fast jedes Wochenende in den Westerwald, um die Kleinen wachsen und gedeihen zu sehen. Die zukünftigen Besitzer waren zumindest von der Anzahl her schon gefunden und so stellte sich die Frage, ob ich eine Hündin nehmen würde, erst gar nicht...
...bis sie sich immer mehr aufdrängte. Wie die Kleine mit dem gelben Halsband – Arely Red Favour. Sie war es, mit der ich mir am meisten zu erzählen hatte. Die sich stets als erste neben mir im Gras fallen ließ, um ihren dicken rosa Milchbauch zu verdauen. "Taschenkontrolle" hieß es stets, wenn ich wieder heim fuhr.
Warum noch gleich war klar, dass ich keinen Welpen nehme? Es war Lockdown, ich arbeite halbtags, wohne auf dem Land mit großem Garten, wir haben mit Annie eine wunderbare Spielkameradin und Großcousine…
"Ich muss Katharina eh noch mal anrufen."
(...)
Irgendein Montag, eine Stunde Telefonat über Gott und die Welt, an dessen Ende die Worte fielen:
"Du hast jetzt einen Hund."
HURRA! Ich hatte einen Hund! Also in 4 Wochen! Noch mal HURRA!
Der ersehnte Tag war der 3. September 2020. Wir fuhren — freudig wie ein Kind am Weihnachtsmorgen — in den Westerwald, um die Kleine abzuholen. Für Madita war es sicherlich ein gutes Gefühl, dass sie mit einem seit den ersten Lebenstagen bekannten Menschen mitging.
Zu Hause angekommen machten wir es uns drei Tage gemütlich, um alles in Ruhe kennenzulernen. Da waren das Haus, der Garten und… Tüta! Vier Beine, Kopf und Schwanz….könnte ein Hund sein. Spricht aber eine ganz eine andere Sprache. Warum läuft er denn weg? Was macht er denn mit seinen Ohren? Und warum um alles in der Welt kann er denn fliegen? Hast du das gesehen? Aus dem Stand mitten in den Baum!!!
Madita war ein sehr aufgewecktes Puppy und hat mich mehr als nur einmal überrascht. Unter anderem, als sie mir in den Rhein folgte, während ich zum Abkühlen vier Schritte in einer Bucht ins Wasser ging. Der kleine Hund an seinem Geschirr jedoch schwamm in mutigen Zügen hinter mir her.
Beim Kennenlernen von Annie und Madita war zunächst sehr deutlich, dass die Freude ganz auf Maditas Seite lag. Aber das sollte sich ändern! Mitte Oktober: Wasser (viel mehr, als je zuvor gesehen), Sand (viel mehr als je zuvor gesehen), und Annie spielt plötzlich mit!
Sylt ist großartig!
Spielkameraden, Seetang, Wrack im Watt, Matsch und Sonne.
Großer und kleiner Wolf wachsen zusammen und werden ein Team. Auf der Jagd nach dem Futterbeutel oder frechen Möwen.
Sofern es die Corona-Richtlinien zuließen, besuchten wir natürlich auch häufig Schwesterchen Anice im Westerwald. Ende des Jahres (der Lockdown fesselte uns ans Haus) zog ich mit Madita zu Mama und fuhr nur selten nach Hause — eigentlich nur, um frische Wäsche zu packen. Zu schön und gemütlich war es mit dem ganzen Rudel zusammen zu sein, vor allem bei den herrlichen Schneemengen – und auch die Hunde schienen die Gesellschaft der Artgenossin zu schätzen.
Es bleibt festzuhalten, dass sich ein Welpe durchaus wünschen kann, im Lockdown mit Homeoffice-Möglichkeiten in eine Familie zu kommen: Ich hatte fast rund um die Uhr Zeit für die Kleine und wenn nicht, konnte Mama, bei der sie sich genauso zu Hause fühlt, sie betreuen. Aber Achtung: Der Hund wird recht schnell auf Satzfragmente wie „Jaaaa, Danke, Ihnen auch, Tschüss“ konditioniert — das typische Ende einer jeden Videokonferenz. Wenn die gefallen sind, wacht sie aus jedem Tiefschlaf auf und flitzt zur Tür, denn in den meisten Fällen steht die Frau dann auf und macht was Tolles mit ihr.
Anfang des Jahres ist Madita gut gewachsen und beide Hunde passen nicht mehr auf die Rückbank des Autos. Sehr gerne kaufe ich ein Neues! Großes! Für viele Abenteuer und Reisen mit noch mehr Gepäck! Und siehe da: Im Kofferraum eines Kombis muss man auch gar nicht mehr spucken. Warum auch immer.
Aber Madita ist nicht nur körperlich gewachsen — bei ihr macht sich jetzt auch sehr stark der Jagdtrieb bemerkbar. Blieb sie auf Spaziergängen bis Ende Februar noch recht nah bei uns und klappte der Rückruf zu 95 Prozent, waren es plötzlich nur noch ein paar wenige Prozent. Am Spazierort angekommen zitterten ihre Beine, die Konzentration war nur noch in der Umgebung, die Nase immer im Wind. Bei Annie war die Jagd nie Thema, wohl aber bei Maditas Mutter Naya. Und so entschied ich mich für eine jagdliche Ausbildung — sie soll am Wild arbeiten dürfen, sonst würde sie nur mit Tabus leben müssen. Die Stunden im Feld sind herausfordernd, aber enorm hilfreich. Ich habe einzuschätzen gelernt, wie weit sie geht, welche Wege und Felder sich eignen, welche Bedeutung der Windrichtung zukommt, und wie ich sie aus der Ferne steuern kann. Natürlich üben wir noch, aber ich fühle mich sicherer. Und wir sind wieder bei 95 Prozent!
Wenn wir nicht durch Wald und Feld ziehen, arbeiten wir im Garten — und dabei meine ich wirklich uns beide: Das Gärtnern ist eine große Leidenschaft von "Diti". Rupfen, beim Löcherbuddeln helfen, Schnecken anstupsen, durch den Rasensprenger flitzen, beim Gießen der zarten vorgezogenen Pflanzen zuschauen und einen Wassertropfen erhaschen — es ist eine reine Freude. Das findet mittlerweile sogar auch der Kater. Ein bisschen wie ein altes Ehepaar sind sie schon...
Der Sommer ist voller neuer Eindrücke — und die Brut- und Setzzeit an der Leine so gar nicht nach Maditas Geschmack. Dafür gibt es eine Entschädigung: Der 1. Geburtstag stand an!
Geburtstagsparty in Wissen mit allen Geschwistern!
Am 3. September 2021 durfte ich sagen: Ein Jahr mit Madita. Hurra! Sie ist fröhlich, agil, unfassbar komisch, sensibel, zuckersüß, eine tolle Hündin und das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.